Kurzzusammenfassung__Peacemaker_Buch_Analyse

Rückblickend auf all die Jahre habe ich erstaunt festgestellt, dass trotz der immensen Bildungskapazitäten, analytischen Fähigkeiten und technologischen Überlegenheit, die westliche Welt scheinbar nicht fähig ist, Zusammenhänge und Entwicklungen außerhalb der theoretischen und rationalen Ebene erkennen zu können. Mit einigen wenigen Ausnahmen. Ein wunderbares Beispiel für den Spross solch einer hybriden Kultur ist z.B. Professor Bassam Tibi. Politikwissenschaftler syrischer Herkunft und eine Koryphäe auf seinem Gebiet.

 

Zum Leidwesen der eigenen Bevölkerung, aber auch vieler Menschen in den Gebieten, die direkt oder auch indirekt in der Einflusszone der westliche Hemisphäre stehen, missachtet man die unglaubliche Erfahrung und das Wissen dieses Experten.

 

Trotzdem obliegt es scheinbar denen, die kulturellen Zusammenhänge zu erklären, zu erläutern oder auch zu analysieren, die entweder in den Genuss gekommen sind in einer rational agierenden Welt aufgewachsen und ausgebildet worden zu sein, ohne dabei den subjektiven und spirituellen Aspekt der ursprünglichen Kultur verloren zu haben. Oder dem Reisenden, wie es z.B. ein Peter Scholl – Latour war, der sich noch gemäß der alten Schule mit Stift und Notizblick auf den Weg machte, um mehr über die Kultur und das Leben des Anderen in Erfahrung zu bringen.

 

Hätte man Peter Scholl-Latour und Professor Bassam Tibi, deren Publikationen ein besseres Verständnis für die Entwicklungen im Nahen Osten geliefert hätten, mehr Glauben geschenkt, hätte das zwar z.B. die Entwicklungen extremistischer oder auch rechtspopulistischer Erscheinungen nicht verhindern, aber wenigstens abmildern können.

 

Ich maße es mir nicht im Geringsten an, einen Vergleich mit diesen großartigen Schriftstellern unserer Zeit an den Tag zu legen.

Doch knüpfe ich in mancherlei Hinsicht an das an, was ich, auch um mein eigenes Wissen zu erweitern, ihren Werken entnehmen konnte.

Damit einhergehend möchte ich auf Entwicklungen bzw. Gegebenheiten hinweisen, die offen ersichtlich waren, doch von einer rational agierenden Welt nicht verstanden wurden oder immer noch nicht verstanden werden.

 

  1. Spiritualität

 

Der Nahe Osten, Ursprung mehrerer Weltreligionen, ist in seinen ganzen Strukturen religiös durchwoben. Dies gilt sowohl für Christen als auch für Muslime.

Deswegen wird es Frieden niemals ohne Religion geben. Doch kann diese durchaus dazu beitragen, friedensstiftend zu wirken.

 

  1. Demokratie

 

Wenn wir heute von Demokratie sprechen, dann immer von einer westlichen Vorstellung aus. Dabei ist uns gar nicht bewusst, dass wir versuchen, einer uralten Stammesgesellschaft mit klaren Clanregeln eine politische Struktur überzustülpen, die gar nicht funktionieren kann. Für einen Bürger in Deutschland bedeutet Demokratie maximale Freiheit gekoppelt an die Möglichkeit des Individuums, sich frei entfalten zu dürfen. Für ein Clanmitglied in der wilden Steppe Zentralmesopotamiens bedeutet Demokratie schlicht und einfach das Recht, eine Waffe tragen zu dürfen.

 

  1. Islam und Islamismus

 

Spätestens seit der fatalen Entscheidung der US – Administration 2003, nach der völkerrechtwidrigen Besatzung des Iraks, den gesamten Sicherheitsapparat des Landes (Armee, Polizei, Nachrichtendienste) aufzulösen, wurde der Keim für Al Qaida Irak, dem IS und weiteren Nachfolgeorganisationen gesät. Es war mehr als ersichtlich, dass die sunnitische Elite und ehemaligen Machthaber des Iraks, jetzt abgelöst von den vorher unterdrückten Schiiten, nun den bewaffneten Kampf im Untergrund suchen würden. Woraus später der IS mit seiner perfekt geplanten und inszenierten Medienpropaganda entstand.

 

  1. Digitalisierung und Globalisierung

 

Dass extremistische Gruppierungen und eine allgemein junge Gesellschaft im Nahen Osten das Internet und im späteren Verlauf sich die sozialen Medien zunutze machen würde, war bereits seit der ersten medial inszenierten Enthauptung eines Menschen im Internet ersichtlich. Eine Tatsache, die der IS nicht nur über die Jahre hinweg perfektioniert hat, sondern eine Weiterführung innerhalb der Nachfolgeorganisation des IS erleben wird. Zurecht hat der CEO von ehemals Google, heute JIGSAW, darauf hingewiesen, dass in der heutigen Zeit 99 % aller Konflikte ihren Ursprung im Cyberpace haben. Eine Entwicklung die, meiner subjektiven Wahrnehmung nach, besonders von Deutschland vehement ignoriert wurde, da man sich nur auf seine Nachrichtendienste verließ. Das Erstarken rechtspopulistischer Gruppierungen war die Folge. Damit einhergehend, das war und ist das Ziel islamistischer Organisationen, erfolgte eine Spaltung der westlichen Gesellschaft.

 

  1. Kulturelle Wahrnehmung – der „starke Mann“

 

Basierend auf den Prinzipien des Patriarchats, des Clans, im Verhältnis zu einem geringen Selbstwertgefühl und der technischen Unterlegenheit gegenüber dem Westen, sehnen sich nahöstliche und asiatische Kulturen nach einem starken Führer oder einer starken Hand. Dass dieser dann nach außen martialisch auftritt, was im westlichen Kontext verstörend wirkt, hat System. Durch überlautes Hervortreten und einer klar omnipräsenten Drohhaltung sollen innere Stärke und der Wille Widerstand an den Tag zu legen, um den eigenen Standpunkt zu verteidigen, klar und deutlich manifestiert werden. Im Zuge dieser Entwicklung werden Medien gleichgeschaltet und alle haben entweder mit dem „Führer“ zu sein oder stehen diametral als Feind zu diesem. Die, die feindlich gesinnt sind, haben natürlich jegliche Ehrbarkeit, besonders bezugnehmen auf den weiblichen Teil

 

der Familie, damit eingebüßt. Schlussfolgernd sind die „Frauen“ der „Ehrlosen“ auch als Freiwild zu betrachten, welches man als Beute in Besitz nehmen kann.

 

  1. Der Krieg gegen die Frau

 

Der letzte Punkt führt uns auch zur Lösung des Dilemmas. Nämlich zur Frau als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft und nicht als materielles Gut, reduziert auf die Gebärerin oder Gegenstand der sexuellen Befriedigung. Über ihre Ehre definiert sich die Macht des Patriarchats und es ist ihre „keusche“ Tugend, die über Fall und Aufstieg eines Despoten, damit einhergehend über „Krieg und Frieden“, entscheidet.

 

Möchten wir den Konflikten ein Ende bereiten, muss die Frau als vollwertiges Mitglied einer Gesellschaft ihre universellen Rechte erlangen.

Als Folge würde das Patriarchat nicht mehr existieren.